Kabinengespräch :Ronnie Schmidt und Florian Last: „Aufstieg eins von zahlreichen Highlights“

Ronnie Schmidt und Florian Last sind Beisitzer unseres Vorstands und seit mehr als 20 Jahren im Verein. Wir haben uns mit den beiden zwischen den Jahren getroffen und mehr als drei Stunden über ihre bisherige Zeit in Bielstein gesprochen. Im ersten Teil des groß angelegten Legendengesprächs sprechen Ronnie und Florian über ihre persönlichen Highlights in 20-jähriger Vereinszugehörigkeit, ihr Karriereende und das Verlangen, noch einmal mit den ehemaligen Mitspielern zu kicken.

Zeige Bild in LightboxFlorian Last und Ronnie Schmidt im Vereinshaus des BSV Bielstein
Gut gelaunt: Florian Last und Ronnie Schmidt beim Legendengespräch

Wir schreiben Freitag, den 28. Dezember. Es ist kurz nach halb zehn. Für heute Abend habe ich mich mit Ronnie Schmidt und Florian Last verabredet, um mit den beiden ein Gespräch für unsere Internetseite zu führen. In diesem Moment meldet sich Florian in der eigens für das Gespräch eingerichteten WhatsApp-Gruppe zu Wort: „Kann Karla Kolumna mich heute Abend einsammeln?“ Klar doch, Florian. Gute sechs Stunden schreibt auch Ronnie: „Mich könntest du ja auch holen, wenn du Lust hast?“ Gerne doch, Ronnie. Für mich ist es zu einem kleinen Ritual geworden, dass ich die beiden drei bis vier Mal im Jahr abhole, damit die beiden gemeinsam ein Bier trinken können. Und natürlich werde ich sie auch an diesem Abend wieder abholen und mit ihnen ins Vereinshaus am Sportplatz fahren. Schließlich weiß ich, dass ein Getränk die meisten Menschen etwas entspannt – und das kann für das Gespräch, zu dem Ronnie und Florian leicht aufgeregt erscheinen, nur gut sein. Es ist kurz vor halb sieben, als wir mit der Aufzeichnung zu unserem Gespräch starten.

Hallo Ronnie, hallo Florian – schön, euch zu sehen! Ihr wirkt ein wenig nervös.

Florian: Wir sind gespannt.

Sonst geht’s euch gut?

Ronnie: Sonst geht’s uns gut, ja.

Ihr habt im Sommer – zumindest vorerst – eure aktiven Karrieren beendet – wegen eurer Verletzungen, aber auch weil ihr beide jeweils ein Eigenheim gebaut habt. Wie war das für euch, nach so vielen Jahren in der Ersten Herren die Schuhe an den Nagel zu hängen?

Ronnie: Ich hatte bereits vor der letzten Saison eine etwas längere Pause eingelegt und selbst gar nicht mehr damit gerechnet, nochmal regelmäßig zu spielen. Dann kam etwas überraschend „Kuddel“ (Thorsten Prangenberg, Anm. d. Red.) beim vorletzten Weinfest (im Jahr 2017, Anm. d. Red.) auf mich zu und erzählte mir von seinem Plan, den er mit einer neu zusammengestellten Mannschaft verfolgte. Er sagte mir, dass er mich gerne in dieser Mannschaft dabeihätte – natürlich nicht unter den ersten elf Spielern, dafür war ich einfach auch schon zu alt bzw. zu lange draußen gewesen. Aber ich war schon überrascht, dass er mich überhaupt dabeihaben wollte – und ich muss zugeben, das hat zu diesem Zeitpunkt natürlich auch nochmal den Ehrgeiz in mir geweckt. Ich hatte ja im Schnüff, dass in diesem Jahr etwas gehen könnte und wollte nach der langen Durststrecke, die Florian und ich in den letzten Jahren mitgemacht haben, einfach mal wieder eine richtig geile Saison erleben. Nachdem ich die Überraschung vom Weinfest verdaut hatte, hoffte ich erst einmal für mich, dass die Knochen halten – schließlich war ich in der Vergangenheit häufiger mal verletzt gewesen. Das funktionierte in der Vorbereitung auch überraschend gut. Da hatte ich vermutlich als einziger – sicherlich auch deshalb, weil ich als einer der wenigen nicht im Urlaub war – eine hundertprozentige Trainingsbeteiligung und konnte gut mit den jungen Hüpfern mithalten. Leider verletzte ich mich dann im Oktober beim Spiel der Zweiten Herren gegen Marienheide erneut und war nach einer eigentlich sehr zufriedenstellenden Hinrunde, in der ich häufiger treffen konnte, erst einmal wieder bis zur Rückrunde raus. Wir haben uns dann im Winter mit der Mannschaft zusammengesetzt, um über den Sommer hinaus zu planen – und ich ahnte fast schon, dass im Sommer für mich Schluss sein würde. Einige Tage nach dem Gespräch mit der Mannschaft hatte ich dann ein persönliches Gespräch mit „Kuddel“, der mir versicherte, dass ich trotz aller Rückschläge meine Einsatzzeiten in der Rückrunde bekommen würde. Das funktionierte dann auch ganz gut: Ich spielte regelmäßig und wurde immer wieder mal mit einem Tor belohnt. Es war einfach schön, was wir mit der Mannschaft in der Rückrunde noch alles erlebt haben – das hat viel Spaß gemacht. So vergaß ich dann im Laufe der Rückrunde ehrlich gesagt fast schon wieder ein wenig, dass im Sommer Schluss sein könnte. Ich nahm einfach alles mit. Als wir dann unser letztes Spiel in Bröltal bestritten und meine Mitspieler bei meiner Auswechslung ein Spalier für mich bildeten, war es fast schon ein bisschen surreal, dass es das jetzt gewesen sein soll. Wir feierten dann den ganzen Sommer durch und waren quasi durchgehend unterwegs. Deswegen realisierte ich erst, dass es vorbei ist, als sich alles ein wenig beruhigt hat. Ich bin jetzt nicht geschockt und weiß natürlich auch ohne den Fußball etwas mit meinem Leben anzufangen, aber es war natürlich schon ein kleiner Einschnitt. Insgesamt würde ich aber schon behaupten, dass ich es gut verdaut habe.

Wie war das bei dir, Florian?

Florian: Ich habe das ein wenig cleverer angestellt. (lacht)

Du hast dich schwer verletzt …

Florian: So kann man es auch sagen. (grinst) Ronnie und ich hatten schon vor der Saison miteinander darüber gesprochen, dass die Wahrscheinlichkeit auf den Aufstieg – also das, wofür wir in den letzten Jahren viel Energie investiert haben – wahrscheinlich nie mehr so hoch sein wird wie in diesem Jahr. Wir schworen uns dann beide, mitzuziehen und gemeinsam um unsere Einsatzzeiten zu kämpfen, um ein Teil der Geschichte sein zu können. Das funktionierte bis zur Winterpause auch wunderbar. In der Winterpause gab es die bereits erwähnten Gespräche, wie wir unsere Zukunft über den Sommer hinaussehen – und ich ahnte schon, dass es nach der Hinrunde noch mit dem Teufel zugehen müsste, falls das mit dem Aufstieg noch schief gehen sollte. Eigentlich wäre das ein guter Zeitpunkt gewesen, seine Karriere zu beenden – man sagt ja immer, dass man aufhören soll, wenn es am schönsten ist. Ich entschied für mich damals aber, noch ein Jahr in der Kreisliga B dranzuhängen – auch, weil ich dort mein Debüt in den Senioren gefeiert hatte. Ich wollte einfach noch einmal für mich selbst gucken, wie lange es noch für mich weitergeht und mich dem Konkurrenzkampf mit eventuellen Neuzugängen stellen – ob das von Erfolg gekrönt worden wäre, weiß nur Gott. (lacht) Leider kam dann das Heimspiel gegen Bröltal, nach dem sich die Planung ein wenig geändert hat.

Was war passiert?

Florian: Die Situation fühlte sich im ersten Moment gar nicht schlimm an. Beim Abwehren eines Schusses knackte es plötzlich in meinem Fuß – da ich mir zuvor noch nie eine Bänderverletzung zugezogen hatte, dachte ich, dass es ein Bänderriss sei. Ich versuchte dann, noch einmal aufzustehen und auf das Spielfeld zurückzukehren. Das erübrigte sich aber relativ schnell, weil das Auftreten nicht mehr wirklich funktionierte. Ich ging schließlich vom Platz und kühlte zunächst meinen Fuß. Er wurde erst einmal auch gar nicht wirklich dick. Deshalb hoffte ich schon, dass es schon nicht so schlimm sein würde. Weil es sich aber abends immer noch komisch anfühlte, entschied ich mich dazu, noch ins Krankenhaus zu fahren. Als ich im Behandlungszimmer saß, fragte mich die Ärztin, wie ich denn hierhin gekommen sei – auf Krücken oder im Rollstuhl. Als ich ihr sagte, dass ich zu Fuß gekommen und normal aufgetreten sei, guckte sie ganz verwundert und verbot mir das Auftreten ab sofort. Sie sagte mir, dass ich das Sprunggelenk gebrochen und den Fuß verschoben hätte und mich auf eine Operation einstellen müsse. Damit war ich mir schnell darüber im Klaren, dass das nächste Jahr für mich gelaufen ist. Und wenn man erst einmal ein Jahr draußen ist, ist es halt schwierig. Erstens wird man nicht jünger und zweitens sieht man ja, dass wir mit meinem Nachfolger und Rückkehrer Jan Böhl einen großartigen Fang gemacht haben. Wenn man sich ihn mit seiner Zuverlässigkeit und seinem Charakter anguckt, macht es tatsächlich sogar Spaß, von draußen zuzugucken, und es insgesamt etwas leichter, nicht mehr selbst zu kicken.

Ronnie: Insgesamt fällt das Karriereende nicht so schwer, wenn man weiß, dass gute Nachfolger bereitstehen. In den Jahren davor waren wir ja oft in der Pflicht – auch, wenn wir schon vor der letzten Saison immer wieder gute Kicker hatten. Aber viele von denen waren halt entweder kopfkrank oder nicht langfristig zu gebrauchen. Die aktuelle Mannschaft ist dagegen voll im Takt. Das Grundgerüst der Mannschaft ist einfach wesentlich stabiler als noch in den Jahren zuvor.

Florian: In den Jahren zuvor hat man auch schon mal mit einer Verletzung gespielt – auch, wenn das dem eigenen Körper eigentlich unverantwortlich gegenüber war. Ich erinnere mich an ein Spiel in Engelskirchen, wo Svea Ruland mir mal den gebrochenen Finger bandagiert hatte und ich damit kaum in den Handschuh reinkam. Jeder Ball, der anschließend auf das Tor kam, zauberte Sterne ins Gesicht. Man wollte die Mannschaft einfach nicht im Stich lassen. Jetzt weiß man, dass sehr gute Spieler bereitstehen, um einen zu ersetzen.

Ihr habt im Sommer einen schönen Abschluss gehabt und seid nach zahlreichen Anläufen „endlich“ mit der Ersten Herren in die so herbeigesehnte Kreisliga B aufgestiegen. Auf der Saisonabschlussfeier habt ihr beide sehr emotionale Reden gehalten. War der Aufstieg euer persönliches Highlight in den vielen Jahren im BSV Bielstein?

Ronnie: Sportlich gesehen?

Sowohl als auch.

Ronnie: Ich habe hier sehr viele Highlights erlebt, sportlich gesehen war das aber sicherlich eines der größten Highlights. Ich war auch schon mal bei den Junioren unter meinem Trainer Alex Moog in die Sonderstaffel aufgestiegen – aber da war das natürlich alles noch etwas gesitteter. Klar waren wir auch auf Mannschaftstour und haben dort ein bisschen was getrunken, aber insgesamt war die Feier nicht mit den Feiern in diesem Sommer zu vergleichen. Gerade die letzten Monate der letzten Saison waren ja so etwas wie eine große Welle. Ich wurde sogar im Ort des Öfteren darauf angesprochen, dass wir auch für Außenstehende eine großartige Entwicklung durchmachen. Ich glaube auch, dass die Spieler, die vor der Saison neu dazu gestoßen sind und vorher schon einmal aufgestiegen waren, diese Saison niemals vergessen werden. Der Aufstieg war in allen Bereichen sicherlich ein richtig großes Highlight. Man darf aber auch nicht vergessen, dass da eine sehr große Last von unseren Schultern abgefallen war. Wir galten als der Topfavorit schlechthin und überall, wo wir hingefahren sind, wurden wir in den Himmel gelobt. Und je länger die Saison dauerte, desto schwieriger wurde es natürlich auch für uns – einfach, weil uns jeder besiegen wollte. Es machte aber auch einfach richtig viel Bock, mal als Topfavorit durchs Oberbergische zu fahren und – ohne überheblich sein zu wollen – auch in den Spielen so aufzutreten.

Florian: Da hatten wir vor einigen Jahren schon mal länger drüber gesprochen. Wir hatten in den letzten Jahren zwar immer wieder mal die Topfavoriten ärgern und auch besiegen können – dafür, mal selbst Topfavorit zu sein, hatte es aber nie gereicht. Wir hatten unsere Leistung als Mannschaft immer nur über eine Halbserie zeigen können. Ich wünschte mir einfach persönlich, einmal über eine gesamte Saison hinweg mit dem Gefühl in die Spiele gehen zu können: „Freunde, heute kommt der BSV, da könnt ihr euch warm anziehen.“ Dieses Gefühl in der letzten Saison zu haben, war eine große Befriedigung. Aber wir hatten auch lange genug darauf hingearbeitet.

Ronnie: Für mich war aber nicht nur die sportliche Leistung beim Aufstieg ein Highlight, sondern auch die Geschlossenheit der Mannschaft in dieser Zeit. Das zeigt sich für mich auch in vermeintlichen Kleinigkeiten: Als wir zum Beispiel die Meisterschale überreicht bekamen, überraschte mich unser Kapitän Sascha (Jonen, Anm. d. Red.) sehr. Ich war ja jahrelang der Kapitän der Ersten Herren gewesen und durfte in dieser Zeit nie einen Pokal in die Höhe strecken. Dafür überreichte mir Sascha nun vor der Übergabe der Meisterschale die Kapitänsbinde und ließ mich die Schale aus den Händen von Sabrina Räbsch (Staffelleiterin beim Fußballkreis Berg, Anm. d. Red.) entgegennehmen. Das war ein sehr bewegender Moment für mich. Ich bin Sascha sehr dankbar, dass er mir das ermöglichte.

Florian: Das war wirklich ein sehr emotionaler Moment, Ronnie. Für mich persönlich war die Zeit unter Herr Weigang (Karl-Heinz Weigang, Anm. d. Red.) auch noch eines dieser absoluten Highlights. Herr Weigang war ausgebildeter DFB-Lizenztrainer, lebte bis zu seinem Tod hier im Ort und war einmal für sieben Spiele der Interimstrainer unserer Mannschaft. Was wir in der Zeit alles gelernt haben, war wirklich der Wahnsinn. So einen Trainer habe ich persönlich nie wieder erlebt.

Ronnie: Auf jeden Fall – es war einfach sehr beeindruckend, mal von jemandem trainiert zu werden, der in seiner Laufbahn schon einige Nationalmannschaften betreut hatte.

Florian: Herr Weigang und die Mannschaft hatten ein sehr gutes Verhältnis. Irgendwann kam er mal zu mir und sagte: „Florian, wenn du noch drei bis fünf Mal die Woche trainieren und dich ein bisschen anders ernähren würdest, könntest du ganz woanders spielen.“ Solche Sprüche waren typisch für Herrn Weigang. Ich erinnere mich noch an eine andere Aktion: Eines Tages kam Kevin Müller zu Herrn Weigang und meinte, dass er Karten für die Formel 1 hätte und deswegen nicht spielen könne. Herr Weigang wollte aber unbedingt, dass er spielt. Kevin entgegnete ihm dann: „Wenn Sie mir die 100 Euro erstatten, die die Karten gekostet haben, komme ich.“ Beim nächsten Training kam Herr Weigang zu Kevin und überreichte ihm einen Umschlag. Kevin war vollkommen perplex, als er in dem Umschlag 100 Euro fand.

Ronnie: Der Vorstand musste ihn auch manchmal bremsen. Teilweise hatte er für uns Spieler individuelle Ernährungspläne zusammengestellt. Wir staunten jedenfalls nicht schlecht, als er damit um die Ecke kam. (lacht)

Florian: Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass wir mal mit ihm zu einem Auswärtsspiel nach Morsbach gefahren waren. Wir gingen nach dem Umziehen gerade aus der Kabine heraus – wir hatten uns wohl gemerkt in der Heimkabine umgezogen –, als wir sahen, dass die Morsbacher auf dem Platz schon einige Hütchen aufgebaut hatten. Da ging Herr Weigang auf den Platz, sammelte die Hütchen ein und schmiss die auf die andere Hälfte. Die Morsbacher schrien uns an: „Was soll das denn? Wir sind doch hier!“ Und Herr Weigang sagte: „Hör mal, Jung. Setz dich mal hin, ihr könnt auf die andere Seite gehen.“ Und damit war die Diskussion dann auch beendet. Herr Weigang strahlte von Beginn an eine unheimlich natürliche Autorität aus.

Ronnie: Diese Autorität zeigte er natürlich auch vor uns Spielern – ein richtig guter Typ.

Florian: Du warst ja auch mal unser Trainer.

Ronnie: Ja, aber ich kam in meiner Zeit als Co-Trainer nie an Herr Weigang ran. Trotzdem war das halbe Jahr, in dem ich den Job machen durfte, bevor ich dann wegen meines Hauses aufhören musste, auch ein echtes Highlight für mich. Das war eine Ehre, Trainer der Ersten Herren sein zu dürfen, nachdem ich hier schon bei den Junioren gespielt hatte, die Senioren durchlaufen und Kapitän war. Das war wirklich was ganz Besonderes.

Florian: Aber wir haben in den letzten Jahren nicht nur sportliche, sondern auch einige nicht-sportliche Highlights gesetzt.

Ronnie: Ja, ich erinnere mich beispielsweise gerne an die Eröffnungsfeier der Dr. Kind Arena, wo ich zusammen mit Christian (Will, Anm. d. Red.) für die Stimmung gesorgt habe und die Traditionsmannschaft des 1. FC Köln als DJ mit kölschen Tönen beschallen durfte – aber auch am diverse Feierlichkeiten wie die Ehrenrunde, die Rosenmontagszüge oder unsere jährlichen Touren an den Ballermann in Mallorca. Die Highlights finden sich aber auch in den kleinen Momenten, beispielsweise darin, dass der halbe Verein 2013 mit dem Bus nach Rheidt gefahren war, um die Damen im Kampf gegen den Abstieg zu unterstützen oder darin, wie sich unsere Mitglieder jedes Jahr auf dem internen Hallenturnier für das Tierheim Koppelweide engagieren. Thomas (Rothe, Anm. d. Red.) hatte damals in seinem Gespräch etwas gesagt, was bei mir hängen geblieben ist: „Feiern konnten wir schon immer gut.“ Da ist echt was dran.

Florian: Als wir hier vor zwanzig Jahren in den Verein kamen, hatten wir einen Ascheplatz, ein heruntergekommenes Vereinshaus und kaputte Duschen. Wenn man überlegt, was seit dem Jahr 2014 alles hierhin gekommen ist, ist das schon der Wahnsinn – wir haben einen Kunstrasenplatz, einen Käfig, eine Holzhütte und ein komplett renoviertes Vereinshaus bekommen, dazu ist der ganze Vorplatz gepflastert.

Ronnie: Das ganze Areal ist eine Augenweide – mit dem Campingplatz, dem Freizeitpark und dem Freibad. Auch der Ortskern in Bielstein hat sich sehr zum Positiven verändert. Bielstein wird nun viel attraktiver wahrgenommen als das noch vor einigen Jahren der Fall war. Wir haben hier vorher aber auch ganz andere Zeiten erlebt – sportlich und im Gesamten.

Habt ihr manchmal nochmal das Verlangen, mit euren ehemaligen Mitspielern zu kicken?

Ronnie: Auf jeden Fall. Es reizt einen schon sehr, nochmal mit den Jungs zu kicken – gerade sonntags, wenn du nebendran stehst und es auf dem Platz vielleicht gerade heiß hergeht. Dann willst du natürlich mithelfen. Am Dienstag oder Donnerstag zum Training zu schlurfen, vermisse ich aber ehrlich gesagt nicht mehr allzu sehr. Ab einem gewissen Alter ist es ohne Training auch einfach zunehmend schwieriger – da fühlt man sich sonntags wie ein Schmelzbaum auf dem Platz.

Hast du dich damit gerade als Stand-by-Amateur ins Spiel gebracht?

Ronnie: Ich würde nicht ausschließen, im Notfall noch einmal bei einer unserer Mannschaften auszuhelfen – egal, ob bei der Ersten, Zweiten oder Dritten Herren. Ich würde dann dem Verein zu Liebe helfen. Wenn man auf dem Platz steht, brennt ja auch das Feuer in einem und man möchte gewinnen. Aber noch einmal regelmäßig zu spielen oder gar eine Vorbereitung mitzumachen, halte ich für wenig realistisch – auch wenn man niemals nie sagen sollte. Es gibt ja genügend Beispiele wie Uwe (Funke, Anm. d. Red.), der noch mit 40 Jahren einen richtig guten Stiefel gespielt hat. Wir sind aber mittlerweile einfach richtig gut aufgestellt, deswegen mache ich mir auch keine Sorgen und kann gut damit umgehen, dass ich nicht mehr regelmäßig meine Schuhe schnüre. Außerdem kicke ich ja seit letztem Jahr auch bei den Alten Herren, da werde ich dann auch wieder einsteigen. Florian ist ja dann bald auch soweit.

Florian: Ab dem 1. Januar.

Ronnie: Das ist ja auch sehr schön. Da kommen gerade sehr viele Leute zu den Alten Herren nach, mit denen man jahrelang zusammengespielt hat – ich denke da neben Florian auch an Christopher, David, Markus und Sven (Pethe, Kaune, Gehle und Wagener, Anm. d. Red.). Das macht den Abschied auf jeden Fall auch leichter.

Wie sieht es mit deiner Motivation aus, noch einmal die Schuhe zu schnüren, Florian?

Florian: Mein letztes Spiel und mein Abgang verliefen nicht so, wie ich mir das persönlich gewünscht habe. Ich habe darüber auch schon ein paar Mal mit ein paar Leuten gesprochen – vielleicht auch schon mal mit dem einen oder anderen einmal zu viel –, dass ich diese Saison gerne noch ein Spiel machen würde. Das Problem ist: Wenn man sich schwer verletzt hat und dann so weiterlebt, wie man vorher gelebt hat, ist es halt hier (streicht sich über den Bauch) nicht mehr so wie vorher. (lacht) Ich müsste mich deshalb erst einmal wieder etwas mehr bewegen, bevor ich auf den Platz zurückkehre. Das ist auch für den Kopf wichtig, um die Angst vor einer erneuten Verletzung ein wenig von mir abzustreifen. Das Restrisiko einer Verletzung wird aber bleiben – und das hat dann auch wenig damit zu tun, ob man jetzt Erste, Zweite oder Dritte Herren spielt. Denn letztlich kannst du dich in jedem Training oder Spiel verletzen – du kannst dich ja auch nicht komplett davor schützen. Das hat man ja auch an „Kuddel“ gesehen, der sich beim lockeren Kicken mit den Alten Herren am Knie verletzt hatte.

Ronnie: Man muss auch sagen, dass Florian noch einmal bisschen jünger ist als sich - ich werde in diesem Jahr 37 Jahre alt. Unabhängig davon, dass sich auch jeder im Alter anders fühlt, hätte Florian theoretisch noch ein paar Jahre vor sich – gerade als Torhüter. Aber er war auch ein paar Mal schwerer verletzt und hat deshalb sicherlich großen Respekt vor einem Comeback.

Florian: Das stimmt – vermutlich hängt meine Denkweise über dieses Thema auch zu einem großen Teil damit zusammen, dass die Saison für mich zu Ende gegangen ist, wie sie zu Ende gegangen ist. Wäre alles bis zum Ende normal gelaufen, würde ich mit Sicherheit nicht hier stehen und mit Wehmut auf mein Karriereende zurückblicken. Ich werde Anfang des Jahres erst einmal die Platten aus dem Fuß herausbekommen und dann sehen wir weiter. Ich werde mich auf jeden Fall nicht untrainiert im Juli ins Tor stellen.

Ronnie: Je älter du wirst, desto schwierig wird der Kaltstart ohne Training natürlich auch.

Florian: Wie gesagt: Ein Spiel würde ich gerne noch machen – am liebsten das letzte Heimspiel. Mehr will ich eigentlich gar nicht. (grinst) Aber man weiß ja auch, wie es dann ist: Wenn man einmal wieder dran ist und merkt, dass der Körper mitmacht, hat man auch wieder Bock und vielleicht haben dann Johann und Thomas (Kast und Tröster, Trainer der Zweiten Herren, Anm. d. Red.) nochmal Bedarf. (lacht) Wir werden sehen, was die Zeit mit sich bringt.

Am Tag des internen Hallenturniers, zwei Tage nach unserem Gespräch, kommt Florian auf mich zu und möchte noch etwas zu unserem Gespräch ergänzen. Dabei geht es um das Datum des letzten Saisonspiels. Es ist der 5. Juni – seine Freunde wissen, dass das sein Geburtstag ist. Damit ist klar: Wenn unser Trainer Thorsten Prangenberg kein Herz aus Stahl hat, wird Florian im letzten Saisonspiel gegen Wiedenest-Othetal – zumindest vorerst – ein letztes Mal für die Erste Herren auflaufen. Es könnte emotional werden.

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Benjamin Gries

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