Kommentar :Kein Verständnis

Mit seiner Entscheidung, den Seniorenspieltag an diesem Wochenende komplett abzusagen, hat der Fußballkreis Berg viele Vereine und Fußballer überrascht. Richtige Gründe nennen die Verantwortlichen dabei nicht. Die Vereine zeigen wenig Verständnis für die Entscheidung des Verbands. Die Begründung ist widersprüchlich, findet auch Benjamin Gries.

Zeige Bild in LightboxDie Dr. Kind Arena in Bielstein ist einem exzellenten Zustand, um Punkte gespielt werden darf hier trotzdem nicht
Die Dr. Kind Arena in Bielstein ist einem exzellenten Zustand, um Punkte gespielt werden darf hier trotzdem nicht

Es war alles angerichtet: Nach einer langen Winterpause sollte es an diesem Wochenende endlich wieder mit dem Spielbetrieb losgehen. Auch unsere Seniorenmannschaften wollten erstmals seit dem vergangenen Jahr wieder um Punkte kämpfen und verspürten allesamt extreme Vorfreude darauf, loszulegen. Doch daraus wird – zumindest für unsere Herren – nichts: wie der Fußballkreis Berg am gestrigen Abend in einer kurzen Stellungnahme verkündete, wird der kommende Seniorenspieltag trotz guter Wetterprognosen komplett abgesetzt. Der Spieltag auf Verbandsebene (also auch das Spiel unserer Damen, Anm. d. Red.) ist davon vorerst genauso wenig betroffen wie der Juniorenspieltag einen Tag zuvor.

Wie Gerhard Dittich, Spielausschuss-Vorsitzender des Fußballkreises Berg erläutert, wolle man durch die generelle Absetzung „im Sinne der Gleichbehandlung vermeiden, dass die einen spielen und die anderen, die weiter pausieren müssten, noch ein Nachholspiel mehr haben“. Das käme „einer Verzerrung des Wettbewerbs“ gleich. Als Nachholtermin will man nun einen Wochenspieltag Ende April oder Anfang Mai finden.

Leider ist diese Begründung absolut eindimensional und widersprüchlich. Der Spielausschuss-Vorsitzende meint zwar, dass man es „sowieso nicht allen recht machen könne“, macht es sich mit dieser Aussage aber viel zu leicht. Dittich versäumt es, in seiner Stellungnahme richtige Gründe für die Absetzung des Spieltags zu nennen (bspw. winterliche Einschränkungen). Die Entscheidung, warum man am Juniorenspieltag festhält und den Seniorenspieltag absetzt, wird ebenfalls nicht thematisiert. Man kann nur erahnen, dass der Fußballkreis Berg trotz guter Wetterprognosen allerorts mit schlechtem Wetter rechnet. In seiner Begründung verweist Dittich aber ausschließlich auf die angeblich eintretende Wettbewerbungsverzerrung. 

Dabei vergisst der Spielausschuss-Vorsitzende zwei sehr entscheidende Punkte, durch die überhaupt erst eine Wettbewerbsverzerrung entsteht und wegen denen viele Vereine nun gegen die Entscheidung des Verbands protestieren.

Zum einen sind Vereine, die viele Studenten/innen oder Spieler/innen mit weitem Anreiseweg in ihren Reihen haben, durch viele Wochenspieltage klar benachteiligt. Für manche Spieler/innen ist es einfach nicht machbar, für ein Spiel anzureisen, um im Anschluss wieder den weiten Weg in die Wahlheimat auf sich zu nehmen. Dabei ist es doch eigentlich im Interesse aller, dass die beiden Trainer auf den Großteil ihrer Spieler zurückgreifen können, um den Zuschauern das bestmögliche Spiel mit den bestmöglichen Spielern/innen zu ermöglichen.

Zum anderen werden Vereine, die über eine Erst- oder Zweitvertretung auf Verbandsebene verfügen, bei einem Wochenspieltag klar bevorzugt. Mit ein paar Tricks sieht sich die gegnerische Mannschaft plötzlich einer komplett anderen Mannschaft gegenüber gestellt als noch die gegnerische Mannschaft eine Woche zuvor. Der Wettbewerbsverzug, der durch diese Situation ohnehin immer wieder entsteht, ist viel größer zu bemessen, als der Umstand, dass zwischen fünf und zehn Vereine ihre Spiele aufgrund der winterlichen Bedingungen nachholen müssen. Es muss auch im Interesse von Dittich liegen, die Wochenspieltage auf ein absolutes Minimum zu beschränken, statt sie durch derartige Entscheidungen unnötig zu befördern.

Gerhard Dittich vergisst in seiner Begründung aber einen weiteren, nicht unwesentlichen Punkt, der den Vereinen sauer aufstößt: durch die Absage des Spieltags bekommt jeder Verein des Fußballkreises Berg den nun schon mindestens fünften Wochenspieltag aufgedrückt – darunter eben auch jene Vereine, die eigentlich überhaupt nicht von den winterlichen Einschränkungen betroffen sind. Für viele Familien oder auch beruflich stark eingebundene Spieler stellt das mittlerweile einen unzumutbaren Zustand dar. Und auch für die Vereine ist der Wochenspieltag sehr unattraktiv: wenn parallel beispielsweise Profifußball läuft, finden nur noch sehr wenige Zuschauer den Weg zum Sportplatz.

Die Verantwortlichen im Fußballkreis Berg werden sich wegen ihrer Entscheidung hinterfragen müssen. Mit der Entscheidung für eine generelle Absetzung des Seniorenspieltags bei gleichzeitigem Festhalten am Juniorenspieltag begibt man sich in komplizierte Widersprüche, die niemand so recht nachvollziehen und die der Verband in seinen knappen Stellungnahmen auch ganz und gar nicht auflösen kann.

Darüber hinaus wird spannend zu sehen sein, wie der Fußballkreis Berg in Zukunft agieren wird, wenn mehr als fünf Vereine ihre Spiele nicht austragen können. Wenn man das gestrige Verhalten fortführen will, steht den Vereinen eine Flut von Wochenspieltagen bevor.

Die Trainer, Spieler und Zuschauer reagieren darauf schon jetzt mit großem Unverständnis.

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Benjamin Gries

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