Unterwegs :Unterwegs in Rom: Christopher Schrahe

43 Stunden, 2967 Kilometer und eine 0:2 Niederlage – das sind die harten Fakten der Tour von Christopher Schrahe zum Europa League-Spiel seiner Gladbacher Borussia bei den Römern. Hier berichtet Chris protokollartig von seinen Erlebnissen.

Zeige Bild in LightboxChristopher reiste seiner Mannschaft nach Rom hinterher - gemeinsam mit 9.999 anderen Verrückten
Christopher reiste seiner Mannschaft nach Rom hinterher - gemeinsam mit 9.999 anderen Verrückten

Mittwoch Abend, 19 Uhr: Gleich ist Abreise. Zum Abschied bekomme ich schnell noch einen Kuss von meiner Freundin und den Satz „Komm an einem Stück wieder und mach' bloß keinen Blödsinn.“ hinterhergerufen. Wenn die wüsste, was auf Auswärtsfahrten los ist.

Wir treffen uns in Bickenbach bei Engelskirchen. Dort setzen wir uns ins vollgeladene Auto – gefüllt nicht nur mit Sprit, sondern auch mit zwei Kisten Bier, reichlich Frikadellen, gutem Landbrot und dem Schal im Kofferraum. Navi? Liegt daheim. Klassischer Road Trip eben.

Die Fahrt verläuft bis nach Basel unauffällig. Nur an der Grenze zur Schweiz schaut der Zoll in unser Auto und sagt: „Respekt, aber klebt doch bitte mal etwas in eure Scheibe, sonst wird die gute Laune zerstört.“ Geiler Zöllner.

Die erste Schlafphase tritt ein. Als die Augen wieder aufgehen, ist alles weiß: Schnee, überall Schnee! Genauer gesagt: Schneesturm. Wahnsinn! Wir überleben so gerade eben.

Die Grenze nach Italien: Ich wollte es erst nicht glauben, aber ab hier ist Deutsch eine Sprache, mit der man nicht mehr viel anfangen kann. Doch der Oberberger weiß sich zu helfen: zunächst blockiert er in der Mautstelle eine ganze Spur. Anschließend redet er sich um Kopf und Kragen. Das lustige: auch die Italiener können sprechen. Fast ohne Unterbrechung texten wir den Herrn Mautstellenleiter durch den Automaten zu. Am Ende ist alles gut. Wir haben es geschafft: Wir sind in Italien.

Mit Lichthupe und lauter Musik wird das gefeiert. Durch die Toscana, vorbei an weiten Wiesen und zahlreichen Weinbergen setzen wir unsere Reise fort. Kurz vor Rom kommt dann die Frage aller Fragen auf: „Wie fahren wir denn nach Rom rein?“ Es heißt ja bekanntlich, viele Wege führen dorthin. Es sind tatsächlich einige.

Unsere gewählte Route führt uns schließlich vorbei an einem Straßenstrich. Empfehlung des Reiseführers – versteht sich. Zweite Empfehlung des Reiseführers: Türen geschlossen halten. Weise Entscheidung. Nach Finden eines geeigneten Parkplatzes geht es zu Fuß weiter in Richtung Innenstadt. Wir sind auf der Suche nach unseren Mitstreitern. Die finden wir an der Spanischen Treppe. Knapp 5.000 Schwarz-Weiß-Grüne, mitten in Rom! Irre.

Nach einer Stärkung – nennen wir sie Pizza – geht der Marsch in Richtung Stadion los. Vor dem Betonklotz werden wir auch unseren letzten Ballast noch los. Jetzt geht's rein.

Okay, das Spiel ist dann nicht das Beste, aber die Stimmung: die ist der Hammer. Noch weit bis nach Spielschluss sind wir im Stadion. Nicht, weil uns die Architektur hier so gut gefällt, sondern weil uns die Polizei nicht rauslässt. Wir sind wohl einfach zu geil für Rom.

Auch auf der Heimfahrt haben wir unseren Spaß: die Suche nach der richtigen Straße, um aus Rom herauszufahren, beansprucht mal eben eine geschlagene Stunde. Zwischenstopp in Milan? Ein paar weitere Stunden Halt. Auch in Zürich drehen wir noch eine Ehrenrunde, bevor wir schließlich unsere Reise fortsetzen. Und der deutsche Zoll? Der hat mittlerweile Mitleid mit uns und winkt uns schnell durch.

Nach weiteren acht Stunden Fahrt sind wir dann da: sichtlich übermüdet und erschöpft löst sich unsere Gruppe auf. Mein Weg, der führt jetzt nach Hause. Endlich schlafen!

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Benjamin Gries

Benjamin Gries

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